top of page

71. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e.V.

Vom 19. – 21. März 2024 fand in Münster die 71. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e.V., organisiert vom Bieneninstitut Münster, statt. Die Tagung bot Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Bienenhalterinnen und Bienenhaltern aus Deutschland und seinen Nachbarländern einen inspirierenden Informationsaustausch. In Vorträgen und Postern wurden aktuelle und teilweise unveröffentlichte Forschungsberichte zu Ökologie, Bienen- und Pflanzenschutz, Bienenprodukten, Genetik und Zucht, Physiologie und Verhalten sowie Bienenpathologie vorgestellt und diskutiert. Aus insgesamt neun Beenovation-Projekten waren Forscherinnen und Forscher auf der Tagung vertreten und stellten Zwischenergebnisse aus ihren Projekten vor.


Als Vertreterin der Vernetzungs- und Transfermaßnahme Beenovation nahm Dr. Dana Atzpodien ebenfalls teil und informierte in bilateralen Gesprächen über die derzeit laufenden F&E Projekte zum Schutz von Bienen und Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft. 


Die Tagung wurde von Dr. Marina Meixner (Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e.V.) und Dr. Marika Harz (Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen) sowie mit einem Grußwort von Karl Werring (Präsident der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen) eröffnet. Anschließend gab Dr. Gertje Petersen (LAVES Institut für Bienenkunde, Celle) in ihrem Vortrag „Genomische Selektion bei der Honigbiene - Ein Schritt zur nachhaltigen Absicherung der Imkerei oder akademisches Wunschdenken?“ einen umfassenden Einblick in die Möglichkeiten der genomischen Selektion von Honigbienen und den aktuellen Stand der Forschung. 


Franziska Walther (NutriBee) fasste in ihrem Vortrag „Image-based multispectral flow cytometry - A new approach for fast and efficient pollen analysis“ zusammen, dass der derzeitige Goldstandard der Disziplin, die manuelle mikroskopische Analyse (MPA) von Pollen, zwar eine wertvolle Untersuchungsmethode darstelle, aber ihre Grenzen habe. Daher sei es sinnvoll, sie durch die bildgestützte multispektrale Durchflusszytometrie (MIFC) zu komplettieren, die sich besonders für die Analyse von Pollen in Honig eignet. Weitere Anwendungsbereiche könnten Pollenkörbchen, windbestäubte Pflanzen, Algen & Protisten, Mikroplastik, Feinstaub, Variation von Pollenmerkmalen sein.


In der Session “Physiologie & Verhalten” gab es Vorträge aus den Beenovation-Projekten Sense4Bee, BienenHaltenHof und Vitalbiene.


Prof. Dr. Martin von Bergen (Sense4Bee) resümierte seinen Vortrag „Acoustic monitoring allows detection of honeybee queen presence and absence“ damit, dass die Hardware „AudioMoth“ sehr gut als Aufzeichnungssystem für das Abhören von Bienenvölkern geeignet sei und im Projekt eine gute statistische Auswertungspipeline einschließlich maschinellem Lernen etabliert werden konnte. Die Empfindlichkeit zur Erkennung der An- und Abwesenheit der Bienenkönigin im Bienenstock durch „Audiomoths“ in Kombination mit Beschleunigungssensoren war zufriedenstellend. Außerdem waren die Daten aus Nachtaufnahmen aussagekräftiger als Aufzeichnungen während der Tageszeit, da es nachts weniger Störgeräusche gab, die die Aufzeichnungen beeinträchtigten.


Lena Frank (Vitalbiene) präsentierte den Beitrag „Vitalbiene - Effects of innovative beekeeping on performance and vitality of Apis mellifera L.” und stellte als vorläufige Ergebnisse vor, dass die innovative Varroabehandlung im Vergleich zur konventionellen Behandlung mit Drohnenschnitt, Ameisen- und Oxalsäurebehandlung im Sommer zu einem höheren Varroabefall führte. Durch die gezielte schadschwellenbasierte Behandlung im Sommer, konnte die Varroapopulation so sehr reduziert werden, dass es in der Überwinterung der Bienen keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen gab. Die Populationsentwicklung zeigte bei der innovativen Behandlung generell stärkere Völker vor und nach dem Winter (höherer Überwinterungsindex).


Der zweite Tag wurde mit einem Grußwort durch Torsten Ellmann (DIB) eröffnet und startete mit zwei Sessions zum Thema Bienenschutz & Pflanzenschutz, bei der Professorin Dr. Ricarda Scheiner (Vitalbiene) und PD. Dr. Silvio Erler (NutriBee) den Vorsitz hatten.

Karoline Wüppenhorst (NutriBee) „What are the transfer routes of fungicide residues from field to the hive?” fasste ihre Ergebnisse aus dem NutriBee-Projekt so zusammen, dass Pflanzenschutzmittelrückstände mit der Zeit logarithmisch abnehmen und eine starke Abnahme der Rückstandskonzentration von der Eiablage bis zur Larve zu beobachten war. Sie wurde am Ende der Tagung mit dem zweiten Platz des Evenius-Preises für die besten Vorträge junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet.


Cassandra Uthoff vom Projekt Sense4Bee zeigte in ihrem Vortrag „In-hive behavioural responses of honeybees (Apis mellifera) after exposure to different plant protection products”, dass Pestizide keinen Einfluss auf die Sterblichkeit, aber subletale Effekte auf das Bienenverhalten im Bienenstock haben. So waren sowohl soziale Interaktionen (Brutpflege, Putzverhalten, usw.) als auch das individuelle Verhalten beeinträchtigt. Sie wurde am Ende der Tagung mit dem ersten Platz des Evenius-Preises für die besten Vorträge junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet.


Am letzten Tag der Tagung stellten Lioba Hilsmann vom Projekt Vitalbiene und Sandra Ehrenberg vom Projekt DEAD ihre Forschungsergebnisse in den Sessions zur Bienenpathologie vor. Lioba Hilsmann beschrieb in ihrem Vortrag „Auswirkungen der herkömmlichen und der innovativen Bienenhaltung auf die Gesundheit von Honigbienen“ ihren Versuchsaufbau, bei dem zu drei verschiedenen Zeitpunkten (nach Auswinterung im April, vor der Sommerbehandlung im Juni und während der Einwinterung im Oktober) die Viruslast des Flügeldeformationsvirus in der herkömmlichen und der innovativen Bienenhaltung bestimmt wurde. In beiden Gruppen war die Viruslast zum ersten Zeitpunkt niedrig. Zum zweiten Analysezeitpunkt wiesen die Bienen der innovativen Haltung eine höhere Varroa- und Viruslast auf. Beim letzten Zeitpunkt gab es wiederum keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen, da das Käfigen der Königin bei der innovativen Methode die Varroabelastung wieder auf das Niveau der konventionellen Haltungsform reduzierte.


Sandra Ehrenberg (DEAD) zeigte im Vortrag „Validation of a newly developed American foulbrood detecting fast test tool with genotype differentiation using field samples”, dass die im Projekt entwickelten Lateral Flow Device-Tests (LFD) erfolgreich im Feld getestet wurde und sowohl die Europäische als auch die Amerikanische Faulbrut (Genotypen ERIC I und ERIC III) nachweisen können. Zukünftig sollen alle drei Tests in einem Lateral Flow Device kombiniert werden.


Bei den Posterpräsentationen waren die Beenovation-Projekte Raps-OP, BienenHaltenHof, EAsyLife, NutriBee und Vitalbiene mit weiteren Zwischenergebnissen aus ihren Projekten vertreten.


Weitere Informationen über alle Themen und Vorträge der 71. Jahrestagung der AG Bienenforschung können Sie dem Programm und den Abstracts im Tagungsband entnehmen: https://ag-bienentagung.de/wp-content/uploads/Tagungsband-Muenster-2024_final.pdf


Kontaktieren Sie uns oder die Projektteams, falls Sie weitere Informationen über die Beenovation-Projekte erhalten möchten.

Comments


bottom of page