top of page

EAsyLife-Projekt: Lithiumchlorid als neue Hoffnung im Kampf gegen die Varroamilbe?

Kann Lithiumchlorid eine neue, effektive Waffe im Kampf gegen die Varroamilbe sein?


Abbildung brauner Varroamilben auf weißer Bienenlarve

Neue Studienergebnisse aus dem EAsyLife-Projekt geben Einblicke in die Wirkung von Lithiumchlorid (LiCl) als potenzielles Mittel zur Behandlung von Honigbienen gegen die Varroamilbe.

Bisherige Mittel zur Bekämpfung der Varroamilbe wie Ameisen- oder Oxalsäure setzen voraus, dass die Milbe in direkten Kontakt mit dem Wirkstoff kommt. Lithiumchlorid wirkt jedoch anders, indem die Honigbienen diesen Wirkstoff über eine Zuckerlösung aufnehmen und die Varroamilbe, dass für diese tödliche LiCl, aufnimmt, während sie sich vom Fettkörper oder der Hämolymphe der Honigbiene ernährt. Eine neue Studie von Han et al. (2024) hatte gezeigt, dass die Varroamilbe sich an Bienenpuppen vorwiegend von deren Hämolymphe ernährt, wohingegen bei adulten Bienen der Fettkörper die Nahrungsquelle für die Milben ist.

Da es sich bei Lithiumchlorid um ein neuartiges Mittel zur Behandlung bei Honigbienen handelt, müssen auf dem Weg zur Zulassung folgende Fragen geklärt werden:


  • Wie lange dauert es vom Beginn der LiCl-Fütterung der Bienen bis zum Absterben der Milben?


  • Wie lange hält die aktive Wirkung an, wenn die LiCl-Anwendung beendet wird?

 

Im EAsyLife-Projekt wurde die Überlebensrate der Milben nach 12, 24 und 48 Stunden zunächst im Labor unter kontrollierten Bedingungen ermittelt. Zusätzlich wurde untersucht, wie sich LiCl im Körper der Honigbienen verteilt, in welchen Organen es sich akkumuliert und wie schnell es verstoffwechselt bzw. ausgeschieden wird. Ob sich LiCl in der Futtersaftdrüse in Ammenbienen anreichert und somit Bienenlarven in Kontakt mit LiCl kommen, wurde in Semi-Feldversuchen und anschließender Lithium Analyse im Gewebe mittels Massenspektrometrie (ICP-MS) analysiert.


Die Ergebnisse der Experimente von Rein et. al wurden im Juni 2024 in Pest Management Science veröffentlicht. Sie konnten zeigen, dass Lithiumchlorid sich innerhalb von 12 Stunden sehr schnell in der Hämolymphe und im Fettkörper anreicherte. In diesem Zeitraum starben bereits 40% der Varroamilben, welche an den Bienen saßen. Nach 48 Stunden waren >95 % der Varroamilben tot, was eine hohe Wirksamkeit von Lithiumchlorid bestätigte. Eine Konzentration von 5-8 mg/kg in der Hämolymphe ist ausreichend, um die Varroamilbe abzutöten. Dieser Zielwert wird daher für die Anwendung von Lithiumchlorid bei Honigbienen im Rahmen einer Zulassungsstudie angestrebt.


Weitere Experimente zeigten, dass die LiCl-Konzentration in den Bienen nach Beendigung der LiCl-Zufuhr über die Zuckerlösung rasch abnahm, wodurch die Wirkung auf die Varroamilben nachließ. Dennoch starben auch 5-10 Tage nach Absetzen der Behandlung weiterhin Varroamilben, obwohl die Wirksamkeit geringer war.

Die Analyse der Lithiumkonzentrationen in verschiedenen Geweben zeigte, dass die Konzentration in der Hämolymphe und im Fettkörper über die gesamte Fütterungsperiode konstant blieb, während sie in der Kotblase weiter anstieg. Dies weist darauf hin, dass LiCl kontinuierlich verstoffwechselt und ausgeschieden wurde, sodass eine langfristige Akkumulation in Honigbienen unwahrscheinlich ist.


In der Futtersaftdrüse hingegen war die LiCl-Konzentration sehr niedrig und entsprach nur etwa 5% der in der Hämolymphe gemessenen Konzentration. Eine direkte Übertragung von LiCl durch die Ammenbienen auf die Larven ist daher unwahrscheinlich. Allerdings kann das Füttern der Larven mit LiCl-haltiger Zuckerlösung die Brut erheblich schädigen, weshalb LiCl nach der Zulassung nur in brutfreien Bienenvölkern angewendet werden sollte.


Nach der Zulassung als Tierarzneimittel sollte die Behandlung mit LiCl für mindestens 48 Stunden erfolgen, um eine wirksame Bekämpfung der Varroamilbe sicherzustellen. Der Zulassungsprozess wird jedoch noch einige Jahre in Anspruch nehmen.




Originalstudie:

Rein, Carolin, Markus Grünke, Kirsten Traynor, und Peter Rosenkranz. 2024. „From Consumption to Excretion: Lithium Concentrations in Honey Bees after Lithium Chloride Application and Time-Dependent Effects On“. Pest Management Science 80 (11): 5799–5808. https://doi.org/10.1002/ps.8311.

Comments


bottom of page