Am 13.06. war es so weit – bei schönstem Sonnenschein trafen sich Vertrer:innen aus Naturschutz, Landwirtschaft, Imkerei und Wissenschaft auf der Versuchsstation Neuhof der Bayerischen Staatsgüter in Kaisheim und bestaunten während der Feldbegehung die Praxisversuche der Projekte FINDIG und FarmerBeeWild.
In diesem Rahmen beschrieb Frau Elke Schweiger (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, LfL), worauf bei der Gestaltung und Pflanzung einer Hecke auf landwirtschaftlichen Flächen hinsichtlich der Pflege, Gehölzkomposition und -wahl zu achten sei. Wichtig bei der Neuanlage von Hecken sei beispielsweise die Standortprüfung, um negative Auswirkungen auf Wiesenbrütergebiete und Niedermoorflächen zu vermeiden. Bei der Gehölzauswahl sei eine Orientierung an naturraumtypischen Artenzusammensetzungen und die Biotopverbundfunktion zu berücksichtigen.
Frau Marschall stellte Erkenntnisse aus dem FarmerBeeWild-Projekt vor und berichtete, dass bei den Feldaufnahmen 2022 und 2023 über 15.000 solitäre und primitiv eusoziale Wildbienen, über 13.000 Hummeln und 5.000 Schwebfliegen dokumentiert werden konnten. Die Dichte der Hummelvorkommen nahm mit steigendem Ökolandbauanteil zu. Solitäre Wildbienen besuchten überwiegend Ackerwildkräuter wie Kamille und Distel und wurden an Kulturpflanzen, wie Sonnenblumen oder Rapsblüten, nicht erfasst. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass durch Ökolandbau die Wildbienendichte auf Landschaftsebene gesteigert werden kann. Massentrachten wie Sonnenblumen und Raps bieten hingegen nur eine begrenzte Nahrungsquelle für Hummeln und solitäre Wildbienen. Frau Marschall empfahl außerdem das Abtragen von Oberböden zur Schaffung von Nisthabitaten als wirkungsvolle und einfach umzusetzende biodiversitätsfördernde Maßnahme.
Frau Polkowski (Universität Bonn) und Frau Dr. Weiher (LfL), aus dem FINDIG-Projekt, stellten unterschiedliche einjährige Kleegrasmischungen auf den Versuchsparzellen vor, welche zur Stickstoffanreicherung im Boden verwendet werden. Spätere Schnittzeitpunkte im Jahr sollen eine Blüte ermöglichen und als Nahrungsquelle für Insekten dienen, entgegen dem praxisüblichen Schnittregime vor der Blüte. Während der einjährigen Zwischenfrucht etablierten sich in der Kleegras-Vielfaltsmischung außerdem Kümmel, Schafgabe, Kornblume und Wiesenknopf. Als ein positives Zwischenergebnis wurde betont, dass keine Unterschiede in den Weizenerträgen (Quantität und Qualität) der Folgefrucht zwischen der artenreichen Vielfaltsmischung und der normalen Kleegrasmischung beobachtet wurden.
Frau Kasperczyk zeigte anhand der Auswertungen aus dem Versuchsjahr 2022, dass Streifenanbausysteme die Individuenzahl an bestäubenden Wildbienen erhöhten und bodenlebende Insekten, wie Laufkäfer, als Prädatoren und Samenfresser förderten. Frau Czechofsky berichtete von Sättigungseffekten bei Vorkommen von Hummeln zwischen ökologischem Anbau und einjährigen Blumenfeldern. Der Frage, ob die biologische Vielfalt von Hecken gefördert würde, begegnete Herr Dr. Nottebrock mit Kalkulationen des Biodiversitätsindexes nach Shannon. Ein artenreiches Vorkommen von Hummeln, Schmal- und Sandbienen sowie von Rote-Liste-Arten wurde bei Linden, Weiden, Rosengewächsen, Ahornen, Hartriegel und Liguster beobachtet.
Am zweiten Tag des Praxis-Workshops wurde sich lebhaft ausgetauscht und Lösungsansätze für bestehende Herausforderungen in der Biodiversitätsförderung formuliert. Für eine nachhaltige und erfolgreiche Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen ist es entscheidend, ihren wirtschaftlichen Nutzen zu erkennen und einen Markt zu schaffen, der diese wertvollen Dienstleistungen honoriert. Ebenso wichtig ist es, die unterschiedlichen Perspektiven und Ziele der beteiligten Akteure im offenen Dialog und auf Augenhöhe zu besprechen. Nur so können Diskrepanzen überwunden und gemeinsam tragfähige Lösungen gefunden werden.
Fotos: EurA AG
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