Bei herrlichem Sonnenschein nutzten mehr als 12.000 Besucher:innen die diesjährigen Öko-Feldtage, um sich über die neusten Entwicklungen im Ökologischen Pflanzenbau und der Tierhaltung zu informieren. Unter 200 Programmpunkten war auch Beenovation mit einem zweitägigen Workshop vertreten. Am ersten Tag ging es um den „Schutz von Bienen und Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft“.
Holger Loritz vom Netzwerk „Blühende Landschaft“ gab hierzu in seinem Impulsvortag Hinweise und Ideen, was Landwirt:innen auf ihren Flächen tun können, um das Nahrungsangebot für Bestäuberinsekten zu erhöhen. Dabei hob er besonders hervor, dass durch blühende Feldfrüchte (z.B. Erbsen, Leindotter, Buchweizen) oder Gemengeanbau die Artenvielfalt erhöht werden könne.
Durch Nützlingsstreifen in der Feldfrucht (z.B. Kartoffel, Getreide) kann der Befall von Schadinsekten deutlich reduziert werden. Auch die Schaffung von Nistmöglichkeiten für Wildbienen war ein Thema: Bienenhotels hätten vor allem einen pädagogischen Wert, aber für die breite Masse der Wildbienen brauche es offene Flächen, Hecken und Totholz in der Agrarlandschaft.
Anhand eines Praxisbeispiels zeigte Herr Loritz, wie aus Grünland durch die Aussaat von gebietseigenen Wildblumen und Wildgräsern oder Mähgutübertragung aus artenarmem Grünland innerhalb von 1-2 Jahren artenreiche Wiesen entstehen können.
Anschließend stellte Dr. Peer Urbatzka von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (Lfl) das Projekt FINDIG vor. In diesem Projekt geht es auch darum, wie durch artenreiche Kleegrasmischungen die Anzahl von Bestäuberinsekten auf Grünbrachen erhöht werden kann. Vorläufige Ergebnisse zeigten, dass die Biomasse auf den Grünlandflächen, unabhängig von der Artenzusammensetzung, stabile Erträge bringt. Was die Diversität der Bestäuberinsekten betrifft, so konnte eine höhere Pflanzendiversität die Anzahl der Insekten deutlich steigern.
Bei Wild- und Honigbienen war eine siginifikante Steigerung zu beobachten, aber auch bei Schwebfliegen und Schmetterlingen war eine Zunahme zu erkennen. Auf die abschließenden Ergebnisse im kommenden Jahr darf man sehr gespannt sein. Dann werden auch die ökonomischen Aspekte hinsichtlich einer betriebswirtschaftlichen Rentabilität berücksichtigt. Hier wird vor allem der Einfluss der Schnitthäufigkeit betrachtet und in welchem Verhältnis diese zum reduzierten Arbeitsaufwand, Ertrag und der Bestäuberdiversität steht.
Nadja Kasperczyk von der Justus-Liebig-Universität Gießen erklärte das Streifenanbausystem, welches derzeit auf zwei Versuchsbetrieben, fünf konventionellen, einem Öko- und zwei Biogasbetrieben getestet wird. Erste Ergebnisse deuten bereits darauf hin, dass durch den Streifenanbau die Individuenzahl der Bestäuberinsekten erhöht werden kann. Für Wildbienen scheint dabei die Art der Feldfrucht und die Streifenbreite eine entscheidende Rolle zu spielen. Das Projekt zeigt jedoch auch, dass es für Forschungseinrichtungen schwierig ist passende Ökobetriebe für ihre Versuche und Fragestellungen zu finden.
Um dem entgegenzuwirken fördert das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) seit diesem Jahr die Plattform ÖLAF – Ökolandbau trifft Forschung. Dieses Projekt wurde am Ende des Workshops von der Koordinatorin Mona Bossen vorgestellt. Sowohl Forschungseinrichtungen als auch Ökobetriebe (Ackerbau, Tierhaltung, Imkerei usw.) können sich bereits für die Plattform registrieren. Durch diese sollen zukünftig interessierte Betriebe mit passenden Forschungseinrichtungen zielgerichtet vernetzt werden.
Am zweiten Workshoptag ging es um die „Gesundheit von Honigbienen“. Jana Bundschuh vom Forschungsring e.V. stellte das Projekt BienenHaltenHof vor, welches die Bienenhaltung auf landwirtschaftliche Betriebe zurückbringt.
Derzeit wird auf zwölf Ökobetrieben untersucht, wie sich die Bienenhaltung auf die Arbeit der Landwirt:innen auswirkt. Die Resonanz dieser fiel sehr positiv aus und gleichzeitig wurde das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Honigbienen nach einem vielfältigen Nahrungsangebot gefördert. Einige Projektpartner:innen begannen daraufhin zusätzliche Blühflächen, Streuobstwiesen, blühende Büsche und Hecken, Zweitfrüchte (z.B. Buchweizen), Untersaaten (z.B. Weißklee im Backweizen) oder Ackergrasmischungen mit Rotklee anzulegen. Auch der Mährhythmus wurde, den Insekten angepasst, auf nach der Blüte verschoben.
Dr. Sascha Kirchner von der Universität Kassel stellte das Breedwatch Projekt vor, in dem durch verschiedene Sensoren im Bienenstock die Zucht optimiert und die Arbeit der Imker:innen erleichtert werden soll. Die Akustikdaten optimierten die Modelle der subjektiv eingeschätzten Zuchtmerkmale wie die „Bewertung der Sommertracht“. Besonders spannend für die Bienengesundheit ist die Abschätzung des Befalls durch die Varroamilbe, sodass mit Hilfe des Algorithmus die Varroatotenfallzahlen frühzeitig vorhergesagt werden können.
Carolin Rein von der Universität Hohenheim stellte ihre Versuche mit Lithiumchlorid als mögliche Behandlung gegen die Varroamilbe aus dem EAsyLife-Projekt vor. Auch wenn Lithiumchlorid gegen die Varroamilbe wirksam ist, kommt es zu Schäden an der Brut und jungen Bienen. Daher wird aktuell noch untersucht, wie Lithiumchlorid in der Varroamilbe wirkt und wie Schäden an Bienen und deren Brut verhindert werden können. In der anschließenden Diskussion betonte sie, dass Lithiumchlorid kein zugelassenen Tierarzneimittel sei und Imker:innen dieses noch nicht zur Behandlung der Varroamilbe einsetzen dürften.
Die Workshops wurden von den Besuchenden der Öko-Feldtage dankend angenommen. Im Anschluss an die Vorträge gab es noch Rückfragen, Anregungen und Diskussionen, die beim gemeinsamen Mittagessen fleißig vertieft wurden.
Herzlichen Dank an alle Teilnehmenden für die gelungenen Tage!
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